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Heute war ein zauberhafter Tag. Morgens war ich mit D. einkaufen, ganz ordinär bei Rewe. Da wir beide alte Säcke sind, nehmen wir immer zwei Einkaufswagen, jeder einen und mißbrauchen sie als Rollatoren. Damit eiern wir dann so durch den Laden: Rotkönig und Zaunkehlchen (ein interner Witz, er hatte mal rote Haare, ich mit meiner kaputten Schildi bin das eingezäunte Kehlchen).

Vorgestern hatte meine Physiotherapeutin meine untere Rückenpartie behandelt (was ausgesprochen schmerzhaft war, aber hilfreich) und ich stellte fest, ich bin heute flott unterwegs.

Überhaupt nicht bereit den Rest des Tages Zuhause zu verbringen, überredete ich D. zu einem Kaffee im Café Central und einen Besuch im Buchladen in Rostock.

Gesagt, getan. Das Schöne ist, D. freut sich so sehr über meine wiedergewonnene Kraft, daß er immer bereit ist, mich zu unterstützen.

Da unser Durchfahrsort gesperrt ist, fuhren wir einen Umweg zwischen grell blühenden Rapsfeldern und holprigen Kopfsteinpflastern, an blühenden Bäumen vorbei bis zur Autobahn und sausten in die Hansestadt. Milde Luft, warme Sonne, die Fenster auf, herrlich.

Mir tat nichts weh, mein Herz jubelte, ich spürte den Fahrtwind im Haar und sah meine wieder kugelrunden Augen im Seitenspiegel. Was habe ich sie vermißt! Endlich gucken mich nicht mehr zwei müde Schlitze an.

In Rostock kriegten wir einen guten Parkplatz und fanden ein Eckchen in dem vollkommen überfüllten Café. Vom „Godshot“ verwöhnt, fanden wir den Kaffee zweitklassig und viel zu teuer, aber das tat unserer Laune keinen Abbruch.

Danach gingen wir zum Buchladen. Und ich konnte noch besser laufen als vorige Woche in Berlin. Was für ein Gefühl.

Im Buchladen dann wollte ich eigentlich in weitere Espedals und Knausgards reinlesen, blieb aber an einem weiteren norwegischen Buch hängen: „Die Vögel“. Ich las die ersten drei Seiten und verliebte mich sofort in die Figuren. Ein bezauberndes Buch, ganz weich und wundersam, ganz berührend.

Das andere Buch interessierte mich wegen der ungewöhnlichen Geschichte: eine Frau, die mit ihrer Familie niemals das Haus verläßt…

Happy Book Saturday

Ich kaufte Postkarten, ich nahm Gratismaterial mit und ich ging ALLEINE in den Laden. Ich ging. Ich stand. Ich setzte mich auf einen Stuhl. Ich stand wieder auf. Nichts schmerzte. Ich war im siebten Himmel. Ich wußte, ich werde es nun schaffen. Ich werde irgendwann wieder normal laufen können. Vielleicht nur kleine Strecken, aber es wird wieder gehen. ICH werde wieder gehen.

Am Stadthafen schließlich stand ich am Wasser und atmete die schöne frische Meeresluft. Ich hätte schreien können vor Glück. Ich stand noch immer. Und es erschöpfte mich nicht.

Da fiel mein Blick auf den Namen des Bootes vor mir: Advance. Oh YES. You bet!

Advance