Zehn Jahre „Wreck this journal“ und diese kultige Ausgabe in bunt mußte ich natürlich haben.
Bin ich doch so etwas wie die „Queen of WTJ“, denn ich habe in acht Jahren (fast) 15 von diesen Journals gefüllt. Sogar ziemlich genau 8 Jahre, denn ich habe –glaube ich- am 19.6.2009 mein erstes begonnen.
Den Prozess des Journalmakings kannte ich als Deutsche überhaupt nicht. Amerikanerinnen haben dazu ja einen ganz anderen Zugang. Aber ich ließ mich darauf ein, weil ich damals in einer sogenannten „Book blogging Gruppe“ war, in der wir das Buch zusammen erfuhren, was unglaublich bereichernd war. Jede machte andere Erfahrungen, jede hatte einen anderen Zugang.
Zwei Dinge sind aus dieser Gruppenarbeit entstanden, die mich bis heute begleiten:
1. Collagen. Ich habe zwar schon als Kind welche gemacht und später sporadisch als junge Frau, aber erst die Arbeit am Journal hat mich so richtig dahin (zurück) geführt und ich entdeckte meine Leidenschaft dafür.
2. Paper Swap. Das Wort „swap“ hatte ich vorher noch nie gehört. Nun aber schlug unsere Gruppenleiterin einen „Favorite page swap“ vor, denn so die Anweisung: Die Lieblingsseite rausreißen ist für viele das Härteste in dem Buch. So kam sie auf die Idee, daß es weniger weh tut, wenn man sie tauscht. Sie ermittelte dann für jede, die das wollte, eine Zufallspartnerin zum Seitentausch. Das fand ich eine grandiose Idee, erweiterte das einfach auf Papier jeder Art und „erfand“ Paper Swap, das bis heute aktiv ist.
Die Magie des WTJ (übrigens habe ich viele andere von Keri Smiths Büchern probiert, keines hatte für mich irgendeinen besonderen Reiz) ist für mich nach wie vor unerklärlich, aber sie ist da. In keinem Buch finde ich so viel Sicherheit um mich einfach auszuprobieren und diese immer gleichen Seiten geben mir ein Gefühl von Kontinuität und kultischer Handlung. In der ersten Ausgabe bin ich natürlich noch mehr oder weniger den Anweisungen gefolgt, wenn auch weiß Gott nicht brav, sondern sehr sehr freespirit-mäßig, wie es so meine Art ist. (Ich muß immer Regeln in Frage stellen und auch brechen. Ich kann nix dafür. Ist das typisch Künstlerin? Typisch Hippie? Typisch Feministin? Typisch FM? Egal!) Aber genau das wurde es spannend. Wie kann man aus etwas vorgegebenem was anderes machen? In den nachfolgenden Ausgaben, also Journal 2 und 3, habe ich einige Seitenaufgaben befolgt, andere völlig ignoriert.
Eine der ersten Seiten, die ich gemacht habe in WTJ#1: die burning page (die es leider nicht mehr gibt, ich vermisse sie!). S. (damals 7) und ich haben das zusammen gemacht. Angezündet, zugeklappt. Die Brandspur faszinierte das Kind, wie man sieht.
Im Laufe der Zeit wurde es immer bunter, wilder, persönlicher.
Ich ließ sogar Kresse im Journal wachsen.
Im zweiten Journal spielte ich oft mit neuen Ideen zu dem vorgegebenem Material und ignorierte die Anweisungen.
Im dritten begann dann der Prozess des Collagenmachens immer mehr.
Später nutzte ich dann die Journals nur noch für Collagen. Sie waren einfach das beste Ausgangsmaterial dafür. Erklären kann ich das bis heute nicht.
Journal #5
Journal #7
Journal #10
Bis Nummer 12 ging das in dem Stil weiter und ich liebe jedes einzelne davon, kann nie sagen, welches am meisten.
Nach der Nummer 12, welches die Serie abschließen sollte und endgültig wirklich das letzte sein sollte, entstand eine längere Pause.
Schließlich hatte ich nach über einem Jahr Pause Lust auf ein dreizehntes und machte mich wieder fröhlich ans Werk.
Diesmal befolgte ich nochmal viele der Anweisungen, wenn auch viele auf neue Weise. Das machte wieder enorm viel Spaß.
Seit dem habe ich jede Hoffnung aufgegeben, daß ich jemals aufhören werde, aber es geht langsamer, an Nummer 15 sitze ich seit April 2016 und es ist noch immer nicht voll.